Salzburger Perikopenbuch

Bayerische Staatsbibliothek, München, Clm 15713

Ca. 1020 in Konkurrenz zur Herrscher-Handschrift des Perikopenbuchs Heinrichs II. in Salzburg entstanden, bildet das Werk ein prachtvolles Beispiel ottonischer Buchkunst. Die Salzburger Buchmaler verbanden byzantinische Elemente mit Einflüssen der Regensburger und Reichenauer Skriptorien.

Evangelistar oder das Evangeliar Ottos III

Verbindung der schönsten Traditionen der Buchmalerei

Die Heirat des Kaisers Otto II. mit der byzantinischen Prinzessin Theophanu war mit ein Grund für den Zustrom byzantinischer Elemente in Kunst und Bildung, die die Buchmalerei mit ausdrucksstarker Gestik und byzantinischer Figurengestaltung bereicherten.

Aber auch Einflüsse aus mitteleuropäischen Skriptorien machten sich in der bemerkenswerten Salzburger Malschule bemerkbar: zum einen die Regensburger Tradition, in deren Geist im St. Emmeramskloster so prächtige Werke wie etwa das Sakramentar Heinrichs II. entstanden sind, und zum anderen die Reichenauer Malschule, unter deren reicher Produktion als Höhepunkte Werke wie das Reichenauer Evangelistar oder das Evangeliar Ottos III. hervorragen.

Neue Mobilität für Schreiber und Illuminatoren

Eigentliche Träger der Kultur im Reich waren die Klöster, zwischen denen eine große Mobilität herrschte. Entsprechend dazu erfolgte auch in den klösterlichen Skriptorien ein lebhafter Austausch von Schreibern und Illuminatoren. So konnten die Einflüsse der berühmten Entstehungsorte herrlicher Handschriften, verbunden mit der neuen Strömung aus dem fernen Byzanz, zur Krönung deutscher Buchmalerei des 11. Jahrhunderts kumulieren: dem Salzburger Perikopenbuch.

Wesentlich für diesen Aufschwung der Salzburger Buchmalerschule war auch die vor der Jahrtausendwende erfolgte institutionelle Trennung des Klosters St. Peter von der Erzdiözese und die Einsetzung eines eigenen Abtes. Denn hier zeichnete sich schon bald danach die neue Blüte des Skriptoriums ab.

Einzigartiger Schmuck: Die Teppichseiten

Insulare und mediterrane Kunst verschmelzen

Konkurrenz für die Herrscherhandschriften

Das Salzburger Perikopenbuch ist ein prachtvolles Beispiel für die ottonische Buchkunst, die an die karolingische Buchmalerei nahtlos anknüpft. Wie auch das Salzburger Perikopenbuch sind alle großen Prachthandschriften aus der Zeit der Ottonen in Klöstern entstanden. Allerdings war das Perikopenbuch nicht die Stiftung eines Kaisers, sondern bildete eine Art Konkurrenz der hohen Geistlichkeit zu den Herrscher-Handschriften. Die äußerst üppig ausgestattete Handschrift kann als Gegenstück zum Perikopenbuch Heinrichs II. gesehen werden, welches ebenfalls zu den bedeutendsten Bilderhandschriften europäischer Buchkunst zählt.

Das Perikopenbuch ist vermutlich um 1020 in Salzburg entstanden, zu einer Zeit, als Heinrich II. Kaiser war. Es war wohl für den Salzburger Erzbischof Hartwig bestimmt und wurde im Dom zur feierlichen Liturgie nur an ausgewählten hohen Feiertagen verwendet. Als Evangelistar fasst es ­ im Gegensatz zu einem Evangeliar ­ nur die im Laufe eines Kirchenjahres verlesenen Textstellen ­ die Perikopen ­ aus den vier Evangelien zusammen; das stellte für den Priester, der die Messe las, eine ungeheure Erleichterung dar.

Eine Prachthandschrift als Beutegut

Die weitere Geschichte der Handschrift liegt bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts in geheimnisvollem Dunkel. Sie taucht weder in Bücherverzeichnissen noch in Inventaren auf. Die Forschung ist für diesen Zeitraum auf das angewiesen, was die Handschrift selbst verrät.

Erst nachdem die französische Besatzungsmacht des Jahres 1800 ein Auge auf den Codex geworfen hatte, wurde sie das erste Mal inventarisiert, um nachvollziehen zu können, welche Schätze aus dem umfangreichen Salzburger Domschatz nach Paris verschleppt wurden. Nach der Niederlage Napoleons kam die Handschrift an ihren heutigen Standort: nach München (zu dieser Zeit gehörte Salzburg gerade zu Bayern).

Die prachtvollen Täfelchen

In den Vorderdeckel des mit rotem Leder überzogenen Bucheinbandes sind zwölf Elfenbeintäfelchen eingelassen, höchstwahrscheinlich eine Arbeit aus dem 11. Jahrhundert, entweder aus Südfrankreich oder Nordspanien, die einzigen heute erhaltenen Exemplare. Ursprünglich wurden sie für einen Tragaltar geschaffen.

Wann und wie sie nach Salzburg gelangt sind, ist bis heute unbekannt. Dieser Prachteinband ist eine der bis heute noch nicht restlos erforschten Besonderheiten für Handschriften dieser Epoche.

Das Faksimile – ein exklusiver Kunstschatz

Die einmalige und vollständige Faksimilierung des Salzburger Perikopenbuches steht unter der Schirmherrschaft von Eminenz Dr. Franz Kardinal König, Wien. Der Faksimileband umfasst insgesamt 140 Seiten mit reichem Buchschmuck. Die Seiten haben ein Format von ca. 37,2 x 29,0 cm. Jedes Detail wurde originalgetreu mit modernsten technischen Verfahren und in hochqualifizierter Handarbeit faksimiliert. Alle Blätter sind dem Original entsprechend randbeschnitten und wurden von Hand geheftet.

Die Vorzugsausgabe, weltweit limitiert auf eine numerierte Auflage von nur 180 Exemplaren, zeichnet sich durch zwölf Replikate der wunderschönen Elfenbeintäfelchen aus. Es handelt sich um eine vollkommen getreue Wiedergabe des Originaleinbandes in dunkelrotem Ziegenleder und mit metallenen Schließen. Die Vorzugsausgabe ist vergriffen.

Die Normalausgabe, weltweit limitiert auf eine Auflage von 300 Exemplaren, verfügt über einen wertvollen Einband in dunkelrotem Ziegenleder mit kunstvoller Blindprägung und Schließen.

Ein prunkvolles Evangelistar

Üppiges Gold ist charakteristisch für das Salzburger Perikopenbuch: Schon die 19 vergoldeten Miniaturen verdienen höchste Bewunderung, sind sie doch einer der Höhepunkte künstlerischen Schaffens zu dieser Zeit. Doch auch die 70 reich mit Gold ausgestatteten Prunkinitialen und die unzähligen kleinen Goldinitialen im Text tragen zum unerhörten Reichtum dieser herrlichen Handschrift bei.

Der Kommentarband

Namhafte Experten geben in ausführlichen und anregenden Beiträgen auf 176 Seiten Aufschluss über die Geschichte des Salzburger Perikopenbuches. Herausgeber Prof. Dr. Hermann Fillitz, Wien; Prof. Dr. Heinz Dopsch, Salzburg; Dr. Hermann Hauke, München; Prof. Dr. Ulrich Kuder, Kiel; Doz. Dr. Martina Pippal, Wien; Dr. Peter Wind, Salzburg.