Lorscher Evangeliar

Biblioteca Apostolica Vaticana, Vatikanstadt, Pal. lat. 50 / Biblioteca Documentara Batthyaneum, Alba Iulia / Victoria & Albert Museum, London, Inv. Nr. 138-1866 / Musei Vaticani, Vatikanstadt

Seit ihrer Entstehung um 810 an der Hofschule Karls des Großen war die Bilderhandschrift – ganz in Gold, Silber, Purpur und mit einem Einband aus Elfenbein – für sieben Jahrhunderte die kostbarste und am besten behütete Handschrift des Königsklosters Lorsch.

Lorscher Evangeliar

Eine Bilderhandschrift in Gold, Silber und Purpur

Dieses monumentale Werk der karolingischen Hofkunst ist eine der seltenen frühmittelalterlichen Handschriften, die ganz mit Goldtinte geschrieben sind ­ von Anfang bis Ende, weit über 400 Seiten. Jede der Seiten des Lorscher Evangeliars weist zudem phantasievolle Rahmen in leuchtenden Farben auf, deren Formenreichtum kaum zu übertreffen ist.

Ganzseitige Prachtillustrationen begeistern durch ihre Monumentalität: so die Kanontafeln, die am Anfang eines jeden Evangeliars stehen und dem Leser die Harmonie der Evangelien vor Augen führen, ebenso wie die Evangelistenporträts zu Beginn der jeweiligen Vorworte oder die prachtvollen Incipitseiten, also die Textanfänge der einzelnen Evangelien.

Lorscher Evangeliar

Evangeliar/Evangelistar

Die Krönung karolingischer Kunst

In der berühmten Hofschule Karls des Großen in Aachen entstand als formvollendetes Werk um 810 eine Evangelienhandschrift, also eine Sammlung der vier Evangelien des Neuen Testaments, die wohl auch Karl der Große in Händen gehalten hat, geschaffen von den besten Künstlern ihrer Zeit: das Lorscher Evangeliar. Als evangelium pictum cum auro scriptum habens tabulas eburneas (illustriertes Evangeliar, in Gold geschrieben, mit elfenbeinernen Einbandtafeln) steht es an der Spitze eines vor 860 niedergeschriebenen Bücherverzeichnisses des Königsklosters Lorsch. Es ist ohne Zweifel die kostbarste und am besten behütete Handschrift, die nur zu seltenen Anlässen im Kloster in Gebrauch gewesen sein dürfte – und das sieben Jahrhunderte lang.

473 monumentale Seiten im Großformat von ca. 37,0 x 21,0 cm; makelloses, helles Kalbspergament von erlesener Qualität; Gold und Silber im Überfluss auf jeder Buchseite; zwei Purpurseiten; die prächtigsten Farben; das Höchste an Kunstfertigkeit, was aufzubringen das Hofskriptorium in der Lage war – dies alles verdichtet sich im Lorscher Evangeliar.

Ein kostbarer Einband aus Elfenbein

Die verschwenderische Ausstattung dieser Prachthandschrift erfährt durch den Einband ihre Vollendung. Schon bei seiner Entstehung wurde das Lorscher Evangeliar, seiner Bedeutung und seinem künstlerischen Wert entsprechend, mit einem Einband versehen, der ebenfalls auf der höchsten Stufe frühmittelalterlichen Kunstschaffens steht: Er besteht aus zwei monumentalen Elfenbeintafeln, die Vorder- und Rückendeckel der Handschrift bildeten. Sie wurden vermutlich in einer der Hofwerkstätten Aachens um 810 geschnitzt. Die fünfteiligen Platten, Madonnentafel als Vorder- und Christustafel als Rückendeckel, sind der umfangreichste Elfenbeinzyklus, der in den Hofwerkstätten je geschaffen wurde. Somit entstand im Aachen Karls des Großen ein Gesamtkunstwerk, das heute als eines der wertvollsten Zeugnisse menschlichen Kulturschaffens gilt.

Karl der Große und die karolingische Renaissance

Die Hofschule ­- vermutlich das Skriptorium der kaiserlichen Hofkapelle­ – war die erste und älteste der großen Werkstätten für Buchkunst der karolingischen Epoche. Die durch sie getragene karolingische Renaissance sollte die Entwicklung der gesamten Kunst des Mittelalters beeinflussen.

Die Faksimile-Edition eines Gesamtkunstwerkes

Das Lorscher Evangeliar, prachtvolles Zeugnis mittelalterlicher Kunst, wird in einer weltweit auf nur 333 Exemplare limitierten Auflage vollständig mit seinen Elfenbeintafeln faksimiliert ­- so wie Karl der Große das Evangeliar in Händen hielt. Alle 473 Seiten im Format von ca. 37,0 x 27,0 cm mit den prachtvollen Miniaturseiten sowie allen Schmuckzierseiten und Kanontafeln sowie die Textseiten, alle mit Goldschrift geschrieben, werden in ihrer Einmaligkeit originalgetreu wiedergegeben. Die Edition ist getreu dem Original mit Nachbildungen der Elfenbeintafeln des Einbandes versehen -­ eine Zusammenführung nach über 500 Jahren. In einer Auflage von maximal 60 Exemplaren gibt der Faksimile Verlag auch eine Bibliotheksausgabe des Lorscher Evangeliars heraus. Diese Auflage ist ausschließlich Bibliotheken vorbehalten und ebenfalls originalgetreu faksimiliert, jedoch ohne die Nachbildungen der Elfenbeintafeln.

Der Kommentarband

Der Herausgeber des wissenschaftlichen Kommentarbandes ist Dr. Hermann Schefers, Leiter des Museumszentrums Lorsch. Der Kommentarband als Schlüssel zum Werk wird sich ausführlich mit der Handschrift und ihrem Umfeld auseinandersetzen. Der gesamte Buchschmuck und alle Miniaturen werden ebenso einer genauen Analyse unterzogen wie die Textüberlieferung der vier Evangelien.